Medienmitteilung des Bundesgerichts vom 11.12.2015
20. Juli 2017
Paradies und Sexualität
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Bundesgericht: „Das Kopftuch bleibt!“

Mein Freund Ma’um-Baja, ein frommer Mann vom Stamme der Waika, der in der Zwischenzeit schon leidlich Schweizerdeutsch spricht, ist ausser sich vor Freude. Die Götter der Waika-Indianer gebieten allen geschlechtsreif gewordenen Jungen, die Vorhaut ihre Penisse an eine um die Hüfte geschwungene Schnur zu knüpfen und hochzubinden. In den Orinoco- und Amazonas-Sümpfen Südamerikas sind all seine Ahnen und Urahnen dieser religiösen Verpflichtung ebenso frag- und klaglos nachgekommen wie er, seine Brüder und ausnahmslos alle jungen Männer seiner Religionsgemeinschaft in den Urwäldern der südlichen Erdhemisphäre. Seine Götter meinen es gut mit Ma’um-Baja. Nun haben sie über die höchsten Schweizer Richter einen ganzen Tropenregen von Weisheit niedergehen lassen, nachdem sie vor Jahren schon einmal eine wunderschöne und abenteuerlustige Schweizerin vor sein Blasrohr im Dschungel irgendwo zwischen Venezuela und Brasilien geleitet hatten. Und so lebt Ma’um-Baja jetzt in einem Dorf im schweizerischen Mittelland. Bald werden seine beiden Zwillinge 12 – und damit geschlechtsreif. Nun hat das Bundesgericht ihn von seinem religiösen Dilemma erlöst, entweder sich von seinen Göttern abzuwenden und seine beiden Jungs NICHT mit am Hüftschnürchen hochgebundenen Pimmelchen die Schulbank drücken zu lassen, oder aber mit seiner Familie in die Orinoco-Sümpfe zurückzukehren. Ma’um-Baja ist kein religiöser Eiferer, ist mit seiner Kompromissbereitschaft schon ein richtiger Schweizer geworden. Und er denkt, dass seine Götter in einem kulturpluralistischen (man achte auf seine bewusste Auslassung der Lautgestalt „multikulturell“) Land wie der Schweiz es ihm und seinen Jungs nachsehen würden, wenn letztere ihre Bubenschnäbis in Flaschenkürbisse hüllten, bevor sie sich zwischen muslimischen Schulkolleginnen mit Kopftüchern auf die Schulbank setzen würden.

 

Auch meine Facebook-Freundin Rasuela aus Falealupo in Samoa ist von den höchsten Schweizer Richtern über alle Massen begeistert. Die tiefgläubige Insulanerin ist Hohepriesterin der polynesischen Göttin Nafanua und weiss mit unumstösslicher Gewissheit, dass ein richtiger Gott NIE ein Mann sein kann, IMMER nur eine Frau, also immer nur eine GÖTTIN. Rasuela klärt mich auf, jede von einer weiblichen Gottheit erleuchtete Person empfände grossen Respekt vor jeglichem Leben, würde also etwa nie und nimmer eine Art Messer- oder Handgranaten-Fatwa aussprechen gegen andere Menschen, auch wenn diese noch so blasphemisch verkündeten, Gott sei ein Mann. Rasuela sagt der Schweiz eine goldene Zukunft voraus, dank der Weisheit ihrer höchsten Richter. Ab sofort dürften Nafanuas fromme Töchter gemäss dem Richtspruch des Bundesgerichts aus religiösen Gründen in der Schweiz barbusig die Schulbank drücken. Das setze im Gehirn jedes jungen Mädchens eine biochemische Reaktion frei, welche zu intellektuellen schulischen Meisterleistungen führe, und in wenigen Jahren die Quotendiskussion veränderte auf eine Forderung von 10% Männer für Führungspositionen. Vielleicht bin ich zu schweizerisch bodenständig oder einfach eine Spur zu wenig emanzipiert, um die innere Logik Rasuelas frommer Zukunftsvision nachvollziehen zu können. Aber mindestens erscheint sie mir nicht weniger logisch als die Begründung, Mädchen und Frauen müssten ihr Haupthaar unter einem Kopftuch verbergen, damit beim männlichen Eidgenossen nicht allenthalben eine gigantisch gefährliche biochemische Reaktion unterhalb der Gürtellinie stattfinden würde.

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